Kennst Du das?

  • Schon beim Aufstehen erschlägt Dich der Gedanke an all das, was „der Tag“ von Dir fordert – buchstäblich. Herzrasen, Unruhegefühle und schlechte Laune geben einander oft die Hand.
  • Wenn Du endlich an etwas dran bist, das Du erledigen möchtest, wirst Du von x Seiten her gestört: Telefonate, E-Mails … „Notfälle“ werden seltsamerweise genau dann sehr intensiv präsentiert! Aus allen Ecken schreit es. Alle wollen Dich, Deine Fachkompetenz, Deine Hilfe. Scheinbar kann niemand anders „helfen“.
  • „Lass mich in Ruhe, ich habe keine Zeit“, möchtest Du den fordernden Mitmenschen am liebsten an den Kopf werfen. Deren Anfragen, Ansprüche und Erwartungen sind stark und erscheinen gierig, sogar saugend. Alleine der Gedanke daran kostet Dich größten Energieaufwand. Aber trotzdem grenzt Du Dich nicht ab. Du sagst nicht „Nein“!
Willst Du Dich wirklich „wahnsinnig“ machen lassen?

 

Sind wir wirklich der Spielball der anderen?

Solange Du Dich wie ein Spielball diesen Energien aussetzt, fühlt es sich wirklich so an: Du wirst hin und her geschubst. Jeder fordert so stark, wie er nur kann. Und kriegt er etwas, will er noch mehr. 

Du hast über die eigene Situation, den eigenen Energietank und die eigenen Bedürfnisse scheinbar keine Kontrolle mehr. Du wirst wie ein Ball hin und her geworfen. Am Schluss entdeckst Du sogar, dass auch Du Dir selbst nachrennst. Und dieses Spiel damit nährst und unterstützt.

Schauen wir uns das doch einmal genauer an! Was passiert da wirklich? Im ersten Moment erscheint es, als ob wir „nichts dafür könnten“. Als ob wir von außen „gesteuert“ werden würden. Als ob wir das nicht ändern könnten.

 

Aber: Wer lässt hier die „Fremdsteuerung“ zu?

Diese Gefühle des Stresses und Gehetztseins kommen vor allem in zwei Kontexten zustande:

  1. Termin-Druck: Ich muss „so vieles“ erledigen. Alles muss heute sein, so schnell es geht. Es ist dringend.
  2. Leistungs-Druck: Eine oder mehrere Leistungen werden von jemand anderem von mir erwartet. Ich muss dem gerecht werden.

In beiden Fällen handelt es sich vermeintlich um „externe“ Dinge, die mich lenken wollen. Doch in Wahrheit bin ich es, die die „Fremdsteuerung“ zulässt!

Egal ob Punkt 1 oder 2: Bin nicht ICH es, die entscheidet, wie ich Prioritäten setze und mit Erwartungsdruck umgehe? 

 

Stoppen wir das Ganze doch mal!

Was würde passieren, wenn ich nichts unternehme, wenn ich weiterhin zulasse, der Spielball von meinen Mitmenschen zu sein? 

 

Ich würde zulassen, dass diese Stressgefühle mich unter Druck setzen. Dies würde dazu führen, dass ich meinen Tag nie wirklich bewusst und achtsam erleben könnte. Ich würde von einem Termin, von einer Pendenz, von einer Erwartung zur anderen rennen. Mein Puls wäre ständig hoch und ich käme nie zur Ruhe. Abends wäre ich derart abgekämpft und müde, dass ich nicht mal „runterkommen“ und schlafen kann. Und trotzdem würde ständig weiter gefordert werden. Und ich würde immer wieder nachgeben – Hauptsache, es ist dann „Ruhe“. 

Aber ist dann wirklich Ruhe? Nein. Weil es ja so schön klappt mit uns (den Menschen, die fordern, und mir), machen wir doch weiter! Und so lassen wir zu, den Teufelskreis zu nähren. 

FAZIT: Das dient niemandem. 

  • Dem, der fordert, nicht (weil er nie zufrieden ist und nur noch mehr will)
  • Der Sache nicht (weil sie meist fahrig, unkonzentriert und in der Eile ausgeführt wird und so noch mehr Aufwand generiert)
  • Und mir selber nicht (ich komme nie zur Ruhe, verliere massiv Energie. Körper und Geist können irgendwann nicht mehr)

 

Was würde passieren, wenn ich dem Einhalt gebiete?

Ich würde erkennen, dass ICH SELBST der Dreh- und Angelpunkt bin. Gehe ich mit meiner Aufmerksamkeit weg von den Forderungen, aber auch meinen eigenen Ideen der Leistungserbringung, kann ich mir erlauben, mich nach INNEN zu richten.  

Ich könnte dann tief ein- und ausatmen. Das bewusste Ankommen bei mir einige Augenblicke genießen. Dann würde mir klar werden, wie wichtig ich selbst bin und dass ich die Mitte meiner Aktionen bilde. Egal ob ich diese von mir fordere oder andere. 

Dann könnte ich realisieren, wie wundervoll diese Erkenntnis ist. Weil ich dann das Zepter in der Hand hielte. ICH würde mich steuern. Nichts oder niemand anderes. Ich würde erkennen, dass ich nur dort handeln kann und muss, wo es „meins“ ist (meine Themen sind).  

Und weil es meine Themen sind, würde ich auch über die Prioritäten entscheiden dürfen. Ich könnte mich für den heutigen Tag für 2 oder 3 wirkliche Prioritäten entscheiden. Ich würde erkennen: Der Rest erledigt sich von selbst oder wird morgen zu einer Priorität! 

 

FAZIT: Nur wenn es mir gut geht, kann ich dienen.

  • Nur wenn es mir gut geht, kann ich gelassen einen Überblick über die wahren Prioritäten (= was wichtig UND dringend ist) gewinnen und mich für diese entscheiden.
  • Nur wenn es mir gut geht, kann ich „nein“ sagen zu den Forderungen, die nicht ich zu erledigen habe (weil sie nicht „meins“ sind).
  • Wenn es mir gut geht, kann ich die Dinge, zu denen ich „ja“ sage, hochkonzentriert und effizient erledigen.
  • Weil ich mich für meine wirklichen Prioritäten entschieden habe, schalte ich während der Ausübung dessen alle anderen Kanäle aus (Tipp: die Menschen am Ende dieser Kanäle evtl. darüber informieren): Telefon, E-Mail-Programm, Bürotür schließen o. Ä.

Du siehst: Auch Stress- und Hektikgefühle haben ihren Sinn. In diesem Fall geht es darum, die Rolle des „Opfers“ („ich bin ein Spielball, ich kann nichts dafür“) einzutauschen. Und zwar gegen die kraftvolle Rolle des Verantwortlichen: „Ich übernehme die Kontrolle und die Führung über mein Leben!“ Über meinen Alltag, meinen Energietank. Bewusst.

Weil Du es Dir wert bist! Und weil Du es kannst. 

Herzlich, 

Chantal Perrinjaquet